Gestern Abend hatte ich die wertvolle Gelegenheit an einem Zoom-Meeting von Kirsten Peters teilzunehmen. Sie ist seit vielen Jahren als Coach tätig und eine sehr emphatische, kluge Frau, die mit ihrem Coaching schon vielen Menschen weiter geholfen hat, so auch mir.
Wir waren zu viert, alles Frauen in unterschiedlichen Berufen und Altersabschnitten, eine schöne Mischung. Das Thema war "Führung und Selbstführung".
Wir stellten fest, dass Selbstführung ein in sich geschlossener Kreislauf mit vier groben Eckpunkten ist: Er fängt mit unseren Gedanken an, wie wir uns wahrnehmen, welche Schwächen und Stärken wir haben, wie wir mit diesen umgehen. Dies leitet automatisch zu unseren Gefühlen, dem zweiten Punkt, über, die einen grossen Einfluss auf unsere Selbstmotivation und auch unsere Selbstbeherrschung haben. Diese Balance der Gefühle ermöglicht uns eine Entwicklung. Wir wachsen oftmals an unseren Aufgaben, an unseren Krisen, wenn wir es schaffen uns immer wieder selber zu fokussieren und der Fokus mündet in unser Verhalten, den vierten Punkt unseres Kreislaufes der Selbstführung. In welcher Situation reagieren wir wie? Können wir im richtigen Moment auch "Nein" sagen? Haben wir den nötigen Biss und die nötige Disziplin durchzuhalten? Es ist eine ständige Auseinandersetzung mit uns selber und ein ausbalancieren mit unserer Eigenwahrnehmung, unseren Gefühlen und unseren Reaktionen auf die Impulse von Aussen. Eine spannende Frage war natürlich, wie wir diesen Kreislauf in unseren Alltag integrieren.
Es war für mich sehr interessant zu hören, wie sich die anderen ihren Tagesablauf einteilen. Maren arbeitet als selbständige Illustratorin, Monika zur Zeit im Homeoffice mit unzähligen, intensiven Zoommeetings und Kirsten ist immer mehr ausschliesslich als Coach unterwegs.
Was uns verbindet ist, dass wir alle uns einen ziemlich gut strukturierten Arbeitsalltag vorgeben. Wir alle arbeiten gerne "To do Listen" ab, so dass wir am Abend sehen, was wir alles geschafft haben. Natürlich gibt es Tage, wo es auch bei jeder von uns nicht ganz optimal läuft und wir uns manchmal an Kleinigkeiten verbeissen, oder nicht motiviert sind.
Doch, wie schaffen wir es uns wieder zu motivieren?
Das fand ich ein sehr spannender Punkt: Maren, die Illustratorin nimmt sich für unangenehme Tätigkeiten einen gewissen Zeitraum und in diesem muss sie die Sache erledigen. Monika schafft sich eher Zeitfenster und versucht in diesem die Dinge bis zu einem gewissen Grad zu erledigen. Nach Ablauf dieser Zeit legt sie die Sache zur Seite, auch wenn sie noch nicht ganz fertig ist und widmet sich einer anderen Sachen, die ihr leicht von der Hand geht um danach wieder auf die erste Sache zurück zu kommen.
Ich fand mich in beiden Methoden wieder: Beim Üben widme ich mich zu Beginn, wenn meine Konzentration am höchsten ist, den schweren Stellen um danach etwas zu singen, das mir Freude macht und leicht fällt, um im Verlauf des Übens wieder auf die schweren Stellen zurück zu kehren und diese zu wiederholen. Bei Tätigkeiten, die Korrespondenzen oder meine Homepage anbelangen, nehme ich mir mehr Zeit, zum Beispiel einen Nachmittag lang, weil ich weiss, dass ich mich da leicht in Kleinigkeiten verlieren kann, die sehr zeitintensiv sind. Sollte ich wider Erwarten schneller fertig sein, dann mache ich lieber noch zusätzlich etwas anderes, was in dieser Woche oder an diesem Tag sowieso früher oder später dran wäre. Die Dinge, die einen klaren Kopf voraussetzen versuche ich auf den Vormittag zu legen.
Nachmittags bin ich meistens zu abgelenkt und manchmal auch zu müde. Erst gegen Abend, ab etwa 19h werde ich wieder richtig aufnahmefähig und kann effizient lernen.
Seit ich mich erinnern kann, arbeite ich eigentlich immer strukturiert. Einzig direkt nach meinem Abitur ist es mir schwergefallen meine Zeit gut einzuteilen. Wenig überraschend: Viele Jahre war der Stundenplan der Schule meine Tagesstruktur mit bis zu 40 Stunden oder mehr pro Woche, Klausuren und was dazugehört und dann nach dem Abitur hatte ich plötzlich Zeit im Überfluss. Ich suchte mir Jobs um das Leben kennen zu lernen, ging weiterhin zum Musikunterricht, übte und bereitete mich auf meine Aufnahmeprüfung vor an der Hochschule. In dieser Zeit legte ich mir meinen Wochenplan zu. Ähnlich wie ein Kalender, nur dass nicht nur verbindliche Termine eingetragen wurden, sondern alles, was ich an diesen Tagen erledigen sollte. Da immer eine Woche auf einem Blatt ist habe ich auf diese Weise einen genauen Wochenüberblick. Der Wochenplan ist mir bis heute erhalten geblieben und wird durch meinen Terminkalender und eine klassische "To do Liste" ergänzt, damit möglichst nichts vergessen wird. Für mich ist es wichtig zu wissen bis wann ich etwas gelernt haben muss. Je nach Schwierigkeitsgrad brauche ich entsprechenden Vorlauf um eine Partie wirklich in meinen Körper zu singen. Wenn ich also weiss, dass zum Beispiel im Mai eine "Carmina Burana" ansteht hole ich sie im März hoch und schaue, welche Stellen ich mir wie zurechtlegen muss, so dass ich sie bis zu den Proben im Prinzip auswendig kann. Gerade wenn ich ein Werk mehrfach gesungen habe ist dies für mich sehr wichtig. Meine Stimme entwickelt sich weiter, so dass manchmal Dinge, die mir früher sehr leicht fielen, jetzt etwas schwieriger sind und andere dafür umso leichter. Es ist jedesmal wie eine neue Choreographie, die mein Körper verinnerlichen muss.
Zur Zeit fehlen mir natürlich, wie vielen anderen auch, genaue Ziele, weil einfach niemand sagen kann, wann was wieder möglich ist. Um mich jetzt bei Laune zu halten, setzte ich mir genaue Ziele. Ich bespreche diese sowohl mit meinem Korrepetitor Byron, als auch mit meinem Mann Jochen. Alleine die Tatsache, dass ich sage, was ich bis wann gelernt haben möchte gibt mir Motivation.
Was auch in meinen festen Tagesablauf gehört ist Bewegung. Sei es moderater Sport oder ein Spaziergang. Bewegung hilft mir sehr meinen Kopf zu lüften und meine Gedanken zu strukturieren und gibt mir eine Zufriedenheit.
Seit ich Mutter bin gibt mir mein Kind logischerweise eine gewisse Tagesstruktur vor. Es ist nicht immer leicht alles unter einen Hut zu bringen, speziell jetzt, wo Jalia nicht in die KiTa gehen darf. Es gilt also unsere Tagesabläufe so übereinender zu legen, dass sie passen und ich etwas schaffe, aber Jalia gleichzeitig gut betreut ist. Ich bespreche mit ihr, was wir wann machen und was ich vorhabe. Dadurch beziehe ich sie in meine Überlegungen ein und sie kann sich besser auf den Tag einstellen.
Meines Erachtens ist ein sehr wichtiger Aspekt von guter Führung Kommunikation. Das Idealste wäre authentische Kommunikation auf Augenhöhe, so dass der Gegenüber sich als Mensch wahrgenommen fühlt. Wichtig ist immer das Warum hinter der Kommunikation. Wenn ich verstehe warum etwas so gemacht werden muss und ich hinter diesem warum stehen kann bin ich motivierter und kann mich dadurch besser einbringen.
Was ich gestern aus dem inspirierenden Gespräch mit den anderen auch gelernt habe ist, dass wir das grosse Ziel nie aus den Augen verlieren, aber auch nicht an den vielen kleinen Zwischenschritten, die dort hin führen verzweifeln dürfen. Es ist so ähnlich wie bei Michael Endes "Momo" wo der Strassenfeger Beppo sagt: "Ich mache einen Schritt, dann mache ich einen Besenstrich, dann mache ich den nächsten Schritt und den nächsten Besenstrich. Und so fahre ich immer fort, bis ich irgendwann am Ende der Strasse angekommen bin und sie sauber ist." Erst wenn wir uns die Zeit nehmen, innehalten und zurückblicken, sehen wir, was wir schon erreicht haben.
Danke, liebe Kirsten, dass ich bei dieser wertvollen und bereichernden Gesprächsrunde mit dabei sein durfte! Ich freue mich sehr auf weitere und hoffentlich in absehbarer Zeit, reale Begegnungen mit bereichernden Gesprächen!
Übrigens, wer neugierig ist auf Kirstens Arbeit kann sich hier informieren:
https://intakt-coaching.de oder ihren interessanten Blog lesen: https://intakt-coaching.de/der-karriere-blog-fuer-musiker/
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